Vorausgeschickt wird, dass Arbeit natürlich viele positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von MitarbeiterInnen hat. Welche Ressourcen Arbeit hat, wird unter anderem dann sichtbar, wenn Menschen keine Arbeit mehr haben. Arbeitslosigkeit wirkt sich auf das Kompetenzerleben, die Zeitstrukturierung, die Kontaktmöglichkeiten, die soziale Anerkennung aber auch auf die Identität von Menschen negativ aus.
In der Prävention müssen deshalb immer zwei Ziele im Auge behalten werden: Einerseits geht es darum, arbeitsbedingte psychische Belastungen zu reduzieren und andererseits darum, Ressourcen in der Arbeit zu schaffen bzw. bestehende Ressourcen auszubauen.
Die Ursachen psychischer Belastungen sind vielfältig, wobei hier zwischen privaten Belastungen und beruflichen Belastungen unterschieden wird. Diese beiden Belastungsgruppen stehen in Wechselwirkung zueinander und können zusätzlich durch Persönlichkeitseigenschaften und gesellschaftliche Rahmenbedingungen in ihrer Wirkung verstärkt oder abgeschwächt werden.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen psychischen Belastungen und psychischen Beanspruchungen:
Psychische Belastungen
Jeder Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin hat in der Arbeit Bedingungen, die auch psychisch auf ihn/sie einwirken. Solche psychischen Belastungen können in der Arbeit in folgenden vier Bereichen entstehen:
- Arbeitsaufgabe (z.B. zu hohe Anforderungen an Sehen oder Hören, hohe Konzentration, monotone Arbeitsabläufe, fehlende Einschulung, zu hohe Verantwortung)
- Sozial- und Organisationsklima (z.B. mangelnde Unterstützung durch die Führungskraft bzw. Kollegen/Kolleginnen, zu viele Schnittstellen, keine Einflussmöglichkeit bei Problemen)
- Arbeitsumgebung (z.B. ungünstige Beleuchtung, Lärm, ungünstiges Umgebungsklima, Platzmangel und ungünstige Arbeitsplatzausstattung wirken sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch aus)
- Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation (z.B. Doppelarbeit, häufige Unterbrechungen, belastende Arbeitszeitgestaltung, keine Pausen, fehlende Information, Zeitdruck)
Psychische Beanspruchungen
Diese Arbeitsbedingungen (psychische Belastungen) treffen auf MitarbeiterInnen und dann hängt es unter anderem von den individuellen Voraussetzungen und auch von der privaten Lebenssituation ab, wie sich diese Belastungen auswirken. Die Auswirkungen von psychischen Belastungen bezeichnet man als Beanspruchungen. Sehr oft sind die Beanspruchungen adäquat, das heißt, die MitarbeiterInnen fühlen sich weder über- noch unterfordert, sie erleben Herausforderung und Lernen. Wenn aber psychische Arbeitsbelastungen zu zahlreich oder zu intensiv sind bzw. zu lange dauern, kann es zu negativen Auswirkungen auf den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin kommen. Diese negativen Auswirkungen werden als Fehlbeanspruchungen bezeichnet. Fehlbeanspruchungen können kurzfristig sein (z.B. Stress, Ermüdung), wenn dann nicht gegengesteuert wird, entstehen langfristige Fehlbeanspruchungen (z.B. Erkrankungen, Erschöpfung, Leistungsabfall, Burnout, Mobbing).
Die Evaluierung und die Arbeitspsychologie setzen bei den psychischen Belastungen, also bei den Arbeitsbedingungen an und nicht beim Individuum.
Im Gegensatz dazu behandeln PsychotherapeutInnen und klinische PsychologInnen psychische Fehlbeanspruchungen wie z.B. Stress, Burnout oder Mobbingfolgen.
Die Pflicht zur Evaluierung psychischer Belastungen bestand im Grund seit 1995, wurde aber neben der normalen Gefahrenerhebung fast nie gemacht. Da Krankenstände und vor allem Frühpensionen aufgrund psychischer Probleme als einzige relevant steigen und für letzteres häufigster Grund sind, ist seit 1.1.2013 diese Evaluierung nochmals definiert worden.
Ziel ist es wie bei der allgemeinen Evaluierung die Analyse und Lösungsfindung für psychische Fehlbelastungen. Dass gerade die Psyche bei der Arbeit oft sehr positiv beeinflusst wird, zeigen viele Studien über Arbeitslose. Man kann also nicht nur Schwächen schwächen, sondern mit dieser Erhebung auch „Stärken stärken“.
Um vom Arbeitsinspektorat akzeptiert zu werden, muss die Evaluierung nach gewissen Qualitätskriterien durchgeführt werden: http://www.arbeitsinspektion.gv.at/AI/Gesundheit/Belastungen/default.htm
Weitere Tipps und Instrumente zur Durchführung bietet die Homepage eval.at: https://www.eval.at/evaluierung-psychischer-Belastungen
Ein Verfahren mit Diskussin in relativ homogenen Kleingruppen (alle haben ähnliche Belastungen) lohnt doppelt: nicht nur die Ergebnisse werden präziser, auch die Umsetzung klappt besser und die Kommunikation zu Stress und Verbesserungen bleibt nachhaltig in Gang!
Ein gutes Betriebsklima herrscht dort, wo die MitarbeiterInnen gerne in die Arbeit gehen.
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Wir definieren Stress als wahrgenommenes, länger andauerndes Ungleichgewicht zwischen Anforderungen, die an einem Menschen gestellt werden, und den Möglichkeiten, die ihm zur Bewältigung dieser Anforderungen zur Verfügung stehen. Je wichtiger die Bewältigung einer Anforderung für einen Menschen ist, desto unangenehmer wird dieses Ungleichgewicht erlebt.
Beratung und Therapie bei psychischen Problemen
Die folgenden Beratungs- und Therapieeinrichtungen können bei unterschiedlichen psychischen Beeinträchtigungen kostenlos in Anspruch genommen werden. Es erfolgt eine Abklärung der Problematik und bei Bedarf eine Weitervermittlung an eine spezialisierte Therapie.
Fit2work Personenberatung
Kostenlose Beratung, wenn gesundheitliche Probleme Ihren Arbeitsplatz gefährden.
Psychosoziale Beratung der ÖGK
Orientierung für Behandlungssuchende
Psychotherapeutische Ambulanz der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie
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Eskalationsstufen (66,5 KB)
Ungerechtigkeit – Hohes Risiko für Herz (34,4 KB)
Führungsstil und Mobbing (8,44 KB)
Kurzfolder Mobbing (773 KB)
Mobbing – Was tun? (243 KB)