4.1. Grundlagen
In der Umsetzungspraxis nachhaltiger BGM-Strukturen hat sich die Entwicklung und Verbindung dreier innerbetrieblicher Säulen sehr bewährt: Neben dem gesetzlichen Arbeitnehmer:innenschutz und der Betrieblichen Gesundheitsförderung, ist eine Struktur des innerbetrieblichen Fehlzeiten- und Fallmanagements eine – bislang in Österreich noch wenig verbreitete – zentrale Säule.
Ziel eines strukturierten Fehlzeitenmanagements ist die – auf der Basis seriöser Auswertungen – Beobachtung und Interpretation der Fehlzeitenentwicklung in einem Unternehmen und letztlich ein konstruktiver Umgang mit Problemen. Mitarbeiter:innen, denen in schwerer Zeit geholfen wurde, bleiben häufig „ewig dankbar“. Hilfe muss aber – falls die Probleme für den Betrieb deutlich werden – auch angenommen werden und darf nicht missbraucht werden. Weiters nützt ein Handlungsleitfaden Führungskräften, welche sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen machen. Dadurch erübrigt sich auch ein destruktives Vorgehen bei kritischen Gesundheitsfragen.
Ein wesentlicher Parameter ist dabei die Häufigkeit bzw. Frequenz von Krankenständen in einem Unternehmen. Eine hohe Frequenz an Krankenständen kann als Frühindikator gesehen werden, welcher – ebenso wie ein auffälliger Rückzug von Arbeitnehmer:innen - im Sinne der Fürsorgepflicht auch angesprochen werden sollte. Die Ursachen für häufige Krankenstände sind vielfältig und reichen von aktuellen gesundheitlichen Problemen, Konflikten oder Überforderung bis hin zu privaten Problemen.
Ein langes Wegschauen, Ignorieren von Problemen von allen Beteiligten führt meist zu schleichender Verschlechterung, innerer Kündigung und steigender Ablehnung des Betroffenen bis hin zu Mobbing.
Ziel eines strukturierten Fallmanagements ist die Unterstützung des Wiedereinstiegs bzw. einer möglichst raschen und gelingenden Rückkehr an den Arbeitsplatz bei längeren krankheitsbedingten Abwesenheiten. Weiters dient es einem möglichst frühzeitigen Erarbeiten von konstruktiven Lösungen bei auftretenden oder absehbar bleibenden Gesundheitsproblemen. Dabei sollten vorhandene Hilfemöglichkeiten abgestimmt und kommuniziert und die vorhandenen externe Expert:innen koordinierend bei der Entwicklung von Lösungsoptionen herangezogen werden. Es gibt eine Vielzahl an kostenlosen Beratungsstellen sowie Unterstützungen für Betriebe; eine frühe Inanspruchnahme oder ein Nachfragen zahlt sich aus! Fit2work vermittelt zu diesen Hilfen.
Wesentlich ist die Dauer bzw. Länge einer krankheitsbedingten Abwesenheit. Einerseits haben vor allem längere Krankenstände weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe und –organisation in Teams und Abteilungen.
Andererseits lässt sich im Sinne der Fürsorgepflicht eine zentrale Handlungsnotwendigkeit daraus ableiten, dass mit zunehmender Dauer einer krankheitsbedingten Abwesenheit sich auch die kurz- und mittelfristige Prognose in Bezug auf die Arbeitsfähigkeit deutlich verschlechtert. Diagnose und Therapie finden dabei immer außerhalb des Unternehmens statt und sind nicht Aufgabe von Führungskräften.