Diese Vorgehensweise ist für Gruppen mit 3 bis 20 Mitarbeiter:innen gut geeignet.
Planung und Vorbereitung
Diese Vorgehensweise ist für Gruppen mit 3 bis 20 Mitarbeiter:innen gut geeignet.
Zunächst wird eine Steuergruppe gebildet. In dieser Gruppe sollen Führungskräfte, der Betriebsrat bzw. die Sicherheitsvertrauenspersonen und die Präventivfachkräfte (Arbeitsmediziner:in, Sicherheitsfachkraft) vertreten sein. Bei Bedarf können Arbeitspsycholog:innen hinzugezogen werden. Unter anderem werden folgende Fragen besprochen:
- Gibt es Hinweise auf psychische Belastungen?
- Welche bestehenden Informationsquellen können bereits genutzt werden? (z.B. Mitarbeiter:innenbefragungen, Krankenstände, Fluktuation,...)
- Welche Gruppen von Mitarbeiter:innen können unterschieden werden?
Mitarbeiter:innen, die ähnliche Rahmenbedingungen im Hinblick auf Tätigkeit, Organisation, Sozialklima und Arbeitsumgebung haben, sollen bei der Erfassung der Belastungen und bei der Ableitung von Maßnahmen zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Mitarbeiter:innengruppen muss auch die Gruppe der Führungskräfte berücksichtigt werden. In der Gruppe wird dann eine Evaluierung mit einer für diese Gruppe spezifischen Gefahrenermittlung und auch spezifischen Maßnahmenfestlegung durchgeführt. Im Folgenden finden Sie zwei Beispiele für Gruppeneinteilungen in Kleinbetrieben.
Elektrounternehmen | Wohn- und Pflegeheim |
· Führungskräfte(4 MA) | · Pflege (21 MA) |
· Monteur:innen (20 MA) | · Küche (7 MA) |
· Verkauf (4 MA) | · Wäscherei (3 MA) |
· Lager (2 MA) | · Haustechnik (2 MA) |
· Verwaltung (2 MA) | · Reinigung (5 MA) |
· Reinigung (2 MA) | · Führungskräfte (4 MA) |
- Wie läuft der Gesamtprozess zur Erfassung psychischer Belastungen und zur Ableitung und Umsetzung von Maßnahmen ab? Wie kann dieser Prozess möglichst gut auf die organisatorischen Rahmenbedingungen im Betrieb abgestimmt werden?
- Welche Führungskraft trägt die Verantwortung für den Ablauf und wer übernimmt welche Aufgaben bei der Umsetzung? Hier ist insbesondere auch zu entscheiden, wer Workshops moderiert.
- Wie werden Führungskräfte und die Mitarbeiter:innen informiert? Bei der Information der Mitarbeiter:innen hat sich eine zeitnahe Information bewährt. Das heißt, dass immer nur jene Mitarbeiter:innengruppen informiert werden, bei denen die Durchführung der Evaluierung psychischer Belastungen auch unmittelbar bevorsteht.
Mitarbeiter:inneninformation
Wenn psychische Belastungen erfasst werden, ist es wichtig, die Führungskräfte und die Mitarbeiter:innen intensiv einzubeziehen und zu beteiligen. Zunächst werden die Führungskräfte im Rahmen einer Besprechung über die geplante Vorgehensweise und die Ziele informiert. Die Mitarbeiter:innen werden im Anschluss daran darüber informiert, dass es bei der Evaluierung psychischer Belastungen darum geht, ihre Arbeitsbedingungen zu erfassen. Wenn sich dabei herausstellt, dass bestimmte belastende Bedingungen gehäuft genannt werden, dann wird bei diesen Bedingungen gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen nach Lösungsansätzen gesucht. Zusätzlich zur mündlichen Information kann auch eine schriftliche Information erfolgen. Es sollte auch gemeinsam entschieden werden, wer am Workshop teilnimmt. Bei kleineren Gruppen (max. 10 – 12 Personen) können alle Mitarbeiter:innen teilnehmen. Bei größeren Gruppen sollte eine repräsentative Auswahl der Mitarbeiter:innen teilnehmen. Grundsätzlich sollten die Mitarbeiter:innen selbst entscheiden wer teilnimmt, die Führungskraft muss aber auf Repräsentativität achten.
Gestaltungsworkshops mit den Mitarbeiter:innen
Um Belastungen zu erfassen und um Verbesserungsvorschläge abzuleiten wird in jeder Gruppe ein moderierter Workshop mit dem Verfahren „Arbeits-Bewertungs-Skala – ABS Gruppe“ durchgeführt. Dieses Verfahren gewährleistet eine strukturierte, qualitätsgesicherte und von der Arbeitsinspektion anerkannte Vorgehensweise. Eine detaillierte Beschreibung dieser Methode finden Sie in der Evaluierungsunterlage der AUVA „Evaluierung psychischer Belastungen. Die Arbeits-Bewertungs-Skala – ABS Gruppe“ (insbesondere die Seiten 29 – 36). Das Entwicklungsteam garantiert nur unter Einhaltung der in der Broschüre definierten Bedingungen der Vorgabe, Auswertung und Interpretation für die Ergebnisgüte.
Die Broschüre und die Moderationsmaterialien zum Verfahren „Evaluierung psychischer Belastungen. Die Arbeits-Bewertungs-Skala – ABS Gruppe“ können Sie bei der AUVA bestellen: AUVA Bestellinformation
Die Moderation der Workshops sollte durch Personen erfolgen, die über Moderationserfahrung und auch über Wissen zu Gestaltungsmöglichkeiten verfügen. Die Workshops sollten nicht von Personen moderiert werden, die hierarchisch über- oder untergeordnet sind.
Umsetzungsbesprechung und Information der Mitarbeiter:innen
Die Führungskräfte erhalten die Ergebnisse der Workshops und können natürlich auch eigene Verbesserungsvorschläge entwickeln. Die Führungskräfte entscheiden, welche Maßnahmen wann und von wem umgesetzt werden. Die Mitarbeiter:innen werden über die geplanten Maßnahmen informiert und es wird begründet, warum andere ebenfalls vorgeschlagene Maßnahmen nicht umgesetzt werden konnten.
Wirkungskontrolle
Etwa ein Jahr nachdem mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen wurde, sollte eine weitere Besprechung durchgeführt werden, bei der die Mitarbeiter:innen den Fragebogen aus dem ABS-Verfahren noch einmal ausfüllen. Die Ergebnisse zeigen dann, inwieweit die gesetzten Maßnahmen zu einer Belastungsreduktion geführt haben. Darüber hinaus können aber auch neue Belastungen erkannt werden, die in der Zwischenzeit entstanden sind. Je nach dem Ausmaß der vorhandenen Belastungen kann es erforderlich sein, die bestehenden Maßnahmen anzupassen bzw. weitere Maßnahmen festzulegen.
Eine Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Evaluierung muss unter anderem insbesondere dann durchgeführt werden, wenn Zwischenfälle mit erhöhter arbeitsbedingter psychischer Fehlbeanspruchung aufgetreten sind (z.B. gehäufte Unfälle, Erkrankungen, Beschwerden).
Überblick über den Prozessablauf beim Einsatz des Verfahrens ABS-Gruppe
1. Planung |
2. Information der Mitarbeiter:innen |
3. Gestaltungsworkshops nach den Vorgaben der Arbeits-Bewertungs-Skala -ABS Gruppe: Belastungen erfasse, bewerten und präzisieren Maßnahmen ableiten |
4. Umsetzungsbesprechung mit den Führungskräften Rückmeldung an die Mitarbeiter:innen |
5. Dokumentation und Umsetzung |
6. Wirkungskontrolle (ein Jahr nach Umsetzungsbeginn) |